Schaumann - Rinderfachtag

Am 4. Februar 2025 fand an der Landwirtschaftlichen Fachschule Vöcklabruck ein Fachvortrag für Milchviehhalter statt, organisiert von der Firma Schaumann in Zusammenarbeit mit dem Absolventenverein der LFS Vöcklabruck und dem RZV. Im Fokus standen aktuelle Herausforderungen und Entwicklungen in der Milchviehhaltung, darunter die Blauzungenkrankheit, Milchproduktion in Europa sowie Strategien zur Verbesserung der Futterqualität. Experten und Praktiker gaben Einblicke in ihre Fachgebiete und diskutierten mit den über 180 Landwirten und SchülerInnen des 3.Jhg über Lösungen für eine zukunftssichere Milchviehhaltung.
Vortrag von Dr. Philipp Kukla - Blauzungenkrankheit: Keine Entwarnung trotz kalter Jahreszeit
Die Blauzungenkrankheit (BTV) bleibt ein Thema für Landwirte. Der letzte große Ausbruch in Europa war 2008, damals mit Impfpflicht. Heute gibt es keine Impfpflicht, doch die Impfung ist eine wertvolle Vorsorgemaßnahme.
Ausbreitung und Risiko
Die Blauzungenkrankheit wird durch Gnitzen übertragen, die bereits ab 5°C aktiv sind. Je wärmer es wird, desto agiler sind sie. Die Ausbreitung erfolgt mit 3-5 km pro Woche, durch Wind sogar bis zu 60 km. Winterliche Temperaturen stoppen sie nicht, da sie überwintern können.
BTV3 betrifft vor allem Maul, Zitzen und den Kronsaum der Tiere. Einmal in einem Bestand, bleibt das Virus länger im Betrieb, da sich nicht alle Tiere gleichzeitig infizieren. Die Blauzungenkrankheit kann nicht direkt behandelt werden. Schmerzmittel, Entzündungshemmer und gegebenenfalls Cortison können lediglich die Symptome lindern.
Vorbeugung durch Impfung
Die einzige wirksame Maßnahme ist die Impfung. Sie muss rechtzeitig erfolgen, da der Schutz erst nach sechs Wochen einsetzt und etwa ein Jahr hält. Nebenwirkungen sind lokale Reizungen und kurzfristige Temperaturerhöhungen.
Wirtschaftliche Folgen
Die Krankheit kann Milchverluste von bis zu 35 % verursachen, zu Verwerfen und Fruchtbarkeitsproblemen führen. Lahmheiten und Behandlungsaufwand können bei einem Betrieb mit 120 Kühen täglich bis zu 500 Euro Schaden anrichten.
Landwirte sollten sich daher über eine Impfung Gedanken machen, um langfristige Verluste zu vermeiden.
Empfehlung: TGÖ Informationsveranstaltung Blauzungenkrankheit 2024
Jochen Großhans - Betriebsvorstellung Großhans-Weinheim
Der Milchviehbetrieb Großhans-Weinheim setzt auf modernste Technik und höchste Tierwohlstandards. Mit 120 HF-Kühen und 100 Stück Nachzucht wird auf 120 ha Ackerland mit bis zu 85 Bodenpunkten und 1,2 ha gepachtetem Grünland eine nachhaltige und effiziente Landwirtschaft betrieben. Auf nur 90 m Seehöhe sind die Standortbedingungen ideal für hohe Erträge.
Die hofeigene Molkerei verarbeitet jährlich 200.000 kg Milch zu hochwertigen Produkten. Dabei sorgen zahlreiche Maßnahmen für eine hohe Milchleistung von durchschnittlich 13.000 kg über vier Laktationen. Ein innovativer einreihiger Stall mit 5 m breiten Laufgängen, Ventilatoren, Vernebelungsanlage und LED-Beleuchtung garantiert beste Haltungsbedingungen. 150 Fressplätze für 120 Kühe ermöglichen stressfreie Futteraufnahme.
Optimierungen in der Fütterung verbesserten die Einstiegsleistung, Futteraufnahme und den Übergang von Hoch- zu Niederleistung. Das Ziel war und ist : Eine homogene Kotkonsistenz zu erreichen. Die Futteraufnahme wird durch kurze Silagen und den Verzicht auf Stroh maximiert.
Zur Gesundheitsvorsorge werden DCAB-Analysen zur Milchfieberprophylaxe eingesetzt, eine „Weight Watchers“-Gruppe verhindert Verfettung, und Frischmelker erhalten Kalk ad libitum.
Zur Grundfutteroptimierung wird Mais im Hochschnitt geerntet, mit Shredlage-Technik verarbeitet und durch den Einsatz von vier Walzfahrzeugen maximal verdichtet. Schnelles Abdecken und der Einsatz von Randfolien und Silierhilfsmitteln sichern die Qualität. Zusätzlich wird CCM mit Säure als kosteneffizientes Kraftfutter genutzt.
So vereint der Betrieb höchste Effizienz mit bester Tierhaltung und nachhaltiger Produktion.
Dipl.- Ing. agr. Dirk Breer: Milchproduktion in Europa – wie produzieren unsere Nachbarn
Dirk Breer berichtete in einem Vortrag von seinen Erfahrungen zur Milchproduktion in verschiedenen europäischen Ländern. Dabei wurde deutlich: Die Grundregeln für Erfolg und Misserfolg sind überall dieselben!
Estland: Hier zeigt sich, dass Grundfutter der Schlüssel zum Erfolg ist. Mit einer Fütterung aus altem Gras und Mais in Hackschnitzel-Form sowie einer Kraftfuttergabe von 15-17 kg erreichen die Kühe eine Milchleistung von 13.000 kg. Doch die Nutzungsdauer ist gering, da die Tiere oft keine zwei Laktationen erreichen.
Tschechien: Die Milchproduktion leidet unter schlechter Hygiene, schwacher Silagequalität und unzureichender Jungviehaufzucht. In Großbetrieben mit vielen Besitzern mangelt es an Verantwortung, was Fortschritte erschwert. Besonders auffällig war ein Kreißsaal für Kälbergeburten, der eine hohe Geburtshygiene ermöglicht. Allerdings bleibt die Aufzuchthygiene danach mangelhaft.
Albanien: Hier werden Silierhilfsmittel gegen Futterverluste eingesetzt, jedoch fehlt die passende Dosiertechnik. Teilweise werden die Mittel mit der Rückenspritze aufgebracht.
Russland: Die Kälberhaltung setzt Maßstäbe. Ein Beispielbetrieb mit 1.200 Geburten hatte lediglich 14 Kälberverluste. Die Sauberkeit in den Kälberställen ist vorbildlich, und Mitarbeiter erhalten Prämien für erfolgreich aufgezogene Tiere. Ein Großbetrieb in Kaliningrad mit 10.000 Kühen erzielt 37 kg Milch pro Kuh und Tag.
Fazit: Dirk Breers Reisen bestätigen, dass Kühe unabhängig vom Standort nach den gleichen Grundregeln gemolken und versorgt werden müssen. Hygiene, konsequente Fütterung und eine gute Kälberaufzucht sind entscheidend. Es gibt viele Ideen, von denen Landwirte lernen können, sei es der Kreißsaal für Kälber, strenge Hygienevorschriften oder eine durchdachte Fütterungsstrategie. Denn: "Futterselektion ist wie eine Pandemie" – nur mit Disziplin und Konsequenz lässt sie sich vermeiden!
FL Griesmayr Benedikt